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Posted: 16 Apr @ 7:40am
Updated: 16 Apr @ 7:41am

Immer drauf auf die … Emotionen
12 Jahre danach…habe ich mich endlich aufgemacht, das Phänomen von Telltale’s Walking Dead-Spiele kennenzulernen, nicht mit der aufgemotzten Definitive Edition, sondern ganz oldschool mit den Originalfassungen – und es hat sich gelohnt.

Eine normale Review zu schreiben, erübrigt sich bei über 40 000 Rezensionen. Im Jahr 2024 jedenfalls funktioniert die „Methode Telltale“ weiterhin ganz wunderbar: Der Comic-Look altert kaum und könnte (mit einigen technischen Rucklern weniger) auch heute noch verwendet werden; das Serienformat mit seinen Cliffhängern ist sowieso im Zeitalter der TV-Serien aktuell wie nie. Und Zombies? Naja, nachdem ich vor einigen Jahren tatsächlich keine Zombies mehr in einem Medienformat sehen konnte, ist der Scheitelpunkt erreicht – aber geht es hier eigentlich um Zombies?

Beziehungen überall
Klar sind die Walker die allgegenwärtige Bedrohung, doch dreht sich im Spiel alles um die Beziehungen zwischen Menschen: von Mensch zu Mensch, von Gruppe zu Gruppe, von Außenseiter zu Lieblingstyp, von Erwachsenen zu Kindern, von Jung zu Alt, etc. Diese Dynamiken werden hervorgehoben, der Spieler durch seine Aktionen, in denen er immer wieder Entscheidungen trifft, hineingezogen, und das Ganze glaubhaft und mitreißend. Natürlich wusste ich im Vornerein um die Fake-Auswirkungen der Entscheidungen und doch: Das Herz klopfte, ich fieberte mit und nahm dankend die Ruhephasen des Spiels an, um Gesehenes zu verdauen.

Von meiner Seite war es also überhaupt nicht schlimm, dass meine Entscheidungen nur wenige Sätze lang andauerten. Denn mir ist es ja wichtig, in dem Moment zu entscheiden, wie ich vorgehen würde; gut vorgegaukelt, war also halb gewonnen. Da ich Szenen nicht mit anderen Entscheidungen wiederholen werde, fällt dieser Negativpunkt weg.

https://steamproxy.net/sharedfiles/filedetails/?id=3224219059
Wurde ich denn überrascht von mancher Plotwendung? Mehr als einmal war ich durchaus erschrocken, wie sich das alles entwickelt hatte. Klar, dass Ende wurde langsam angedeutet, sodass man erahnen konnte, was mit unserem zusammengewachsenen Team Lee und Clementine passieren werden würde.

Die abwechselnden „Action“-Sequenzen und ruhigen Momente zielen ja doch nur auf eines: Emotionen hervorzurufen. Stress vs. Ruhe, Gräuel vs. Zusammenhalt, Schock vs. Erholung. Das funktioniert hervorragend! Sicher, spielt man alle Seasons nacheinander, nutzt sich das Ganze ab. Und doch finde ich, dass die Charakterzeichnung und die Gruppendynamiken in The Walking Dead zum Besten gehören, was die Spiele-Geschichte zu bieten hat(te).

Cruising und crushing
Was gestört hat und teilweise auch die Immersion zerstört hat, sind die deutschen Untertitel, die an manchen Stellen knapp am Unverständlichen vorbeischrammen. Hoffen wir, dass die Definitive Edition das ausgemerzt hat. Kleinere technische Probleme erschwerten manchmal das Interagieren, aber das waren Kleinigkeiten.

Telltale’s The Walking Dead ist ein Paradebeispiel, wie gut gezeichnete Charaktere und interessant geschriebene Gruppendynamiken das spielerische Mittelmaß in den Hintergrund rücken. Eine interaktive Geschichte voller Emotionen – auch 2024 noch!

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1 Comments
bertkli 17 Apr @ 12:20am 
Danke für die schöne Rezi :-)