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Posted: 5 Aug, 2020 @ 10:14pm
Updated: 10 Aug, 2020 @ 9:05am

Bestes Terminator-Spiel seit 25 Jahren – oder: »Wie man aus wenig viel macht«

Im Grunde ist Terminator: Resistance technisch und spielmechanisch über weite Strecken Durchschnitt. Doch durch die gelungene Verwendung der titelgebenden Lizenz erwartet einen hier – trotz offensichtlich bescheidenem Entwicklungs-Budget – die wohl beste Terminator-Versoftung seit Bethesdas The Terminator: SkyNET von 1996. Und das überraschenderweise vom selben Studio, das uns mit Rambo – The Video Game eine der größten Lizenz-Gurken der letzten 20 Jahre beschert hat.

STORY
Kalifornien, 2028 – über 30 Jahre nach dem Judgment Day.
Skynets Terminatoren sind überall und machen dem Rest des menschlichen Widerstands schwer zu schaffen. Die Pacific Division wird nahezu komplett aufgerieben. Einziger Überlebende ist Private Jacob Rivers. Dieser macht sich daraufhin auf, Kontakt zur Tech-Com, der Gruppe von Widerstandsführer John Connor, aufzunehmen. Unterwegs findet Rivers nicht nur neue Verbündete – auch ein scheinbar unaufhaltsamer Unbekannter ist ihm dicht auf den Fersen, um ihn zu erledigen. Bald stellt sich heraus, dass der Private am Höhepunkt des Krieges eine wichtigere Rolle spielt, als irgendjemand vermutet hätte …

Resistance fungiert als Prequel und schlägt Bögen zu Terminator 1 und 2. Alle weiteren Filme werden ignoriert. Die insgesamt ordentliche, teils auch überraschende Handlung wird primär über solide, aber nur auf Englisch verfügbare Dialoge und Funksprüche erzählt. Die deutsche Übersetzung in Form von Untertiteln lässt sich am besten als »holprig« bezeichnen. Dass sich das Entwicklerstudio mit der Lore der Franchise auskennt und dieser trotz begrenzten Mitteln eine möglichst würdige Versoftung spendieren wollte, ist jederzeit erkennbar.

GAMEPLAY
Die Reise führt durch 28 Kapitel, die zwischen größeren, frei erkundbaren Arealen, kurzen und gradlinigen Schläuchen (inklusive Skript-Sequenzen) als auch entschleunigenden Aufenthalten im Stützpunkt wechseln. Bei Letzteren führt man mit einer Handvoll zentraler Figuren auch Dialoge. Hochkomplex ist keine davon, Entwickler Treyon gelingt es aber trotzdem, dass wir eine gewisse Bindung zu ihnen aufbauen und uns ihr Schicksal nicht egal ist. Das können wir ein stückweit über Multiple-Choice und Entscheidungen sogar beeinflussen, was sich auf das Ende auswirkt.

Level Design und Environment Art bieten nur selten etwas Abwechslung, die meiste Zeit ist man in zerstörtem Stadtgebiet und Gebäuden unterwegs, was natürlich auch dem zugrunde liegenden Setting geschuldet ist. Mancher Ort steht sogar mehrfach auf dem Reiseplan, dafür aber mal bei Tag, mal bei Nacht, was dann trotzdem optisch und atmosphärisch etwas Variation bietet.

Im Kern ist Terminator: Resistance ein Ego-Shooter, der sich teils klassischen, teils modernen Mechaniken bedient. Das Gunplay inklusive Treffer-Feedback ist gelungen, das Movement eher bewusst behäbig, verfolgt also einen realistischen Ansatz. Geheilt wird sich über mitnehmbare Medipacks, gegen Ende kann man aber auch Auto-Heal freischalten, denn Resistance verfügt über ein rudimentäres Progressionssystem: Für erledigte Haupt- und Nebenmissionen sowie Gegner gibt’s XP und so regelmäßig einen Stufenaufstieg nebst Skillpunkt, welcher wiederum in einem überschaubaren Skilltree landet. Obendrauf kommen ein Stealth-, Schlösserknack-, Hacking- und Crafting-System (inklusive Ressourcen-Suche in den Locations). Die Entwickler haben sich hier also bei allen gängigen Konventionen bedient, wobei aber jede Mechanik recht rudimentär ausfällt – aber immerhin einwandfrei funktioniert. Das Waffensortiment fällt umfangreich und vorlagengetreu aus: Zu Beginn setzt man sich konventionell mit M16, Pumpaction und Co. zur Wehr. Gegen T-800er und Co. müssen später aber Plasmawaffen und Raketenwerfer in verschiedenen Ausführungen herhalten, da Projektilwaffen genau Nichts gegen deren Titan-Chassis ausrichten können. Die Ausrüstungswahl muss zudem überlegt sein, da ein (erweiterbares) Slot-Inventar zum Einsatz kommt. Das Gesamtpaket der reinen Spielmechanik von Terminator: Resistance lässt sich am ehesten mit einer Mischung aus Far Cry 5 und S.T.A.L.K.E.R. vergleichen.

Gekämpft wird ausschließlich gegen Maschinen, von kleinen Spinnenaufklärern, über verschiedene Varianten des T-800 bis hin zu Hunter-Killern. Die (im wahrsten Sinne des Wortes) KI schwankt dabei von »vergesslich« bis »schießt einer Fliege auf 500 Metern die Flügel ab«. Gerade Letzteres kann auf höherem Schwierigkeitsgrad auch mal frustig werden, da es kaum möglich ist, schwerere Maschinen ohne Gegentreffer zu erledigen.

TECHNIK
Resistance verwendet die Unreal Engine 4. Dadurch werden beim Spieler zwar keine blutenden Augenkrämpfe verursacht, State of the Art sieht das Spiel aber auch nicht mehr aus – eher so, als hätte es 2013 versucht, noch mal alles aus der PS3 herauszuholen.

Die Locations sind nichtsdestotrotz stimmig und detailreich, die Atmosphäre, gerade bei Nachteinsätzen, ist gelungen und könnte direkt aus den betreffenden Szenen der Filme stammen, Waffenmodelle sowie -sounds gehen in Ordnung. Und erst recht die musikalische Untermalung, die natürlich auch reichlich Gebrauch vom bekannten Terminator-Theme macht. Am betagtesten sehen vor allem die Charaktermodelle inklusive Mimik aus. Hier hat man gelegentlich das Gefühl, sich mit einem Fallout 4-NPC zu unterhalten. Dem Aufbau einer gewissen Bindung zu den Personen tut das aber keinen Abbruch. Die Maschinen hingegen stehen ihren Film-Pendants in nichts nach. Es kann regelrecht unheimlich sein, wenn man bei Nacht in fahlem Licht einen T-850 mit Plasma-Minigun allein schon an seinen unverwechselbaren Bewegungen erkennt.

Grobe Bugs oder Performance-Einbrüche sind keine aufgefallen; das Spiel stürzte im etwa 12-stündigen Kampagnen-Playthrough zweimal ab.

FAZIT
Fans (oder zumindest Freunde) der Terminator-IP bekommen hier mit Terminator: Resistance eine kleine Offenbarung und die beste Spielumsetzung der Marke seit The Terminator: SkyNET. Alle anderen erleben eine in jeglicher Hinsicht durchschnittliche Spielerfahrung. Weder technisch noch spielerisch ragt irgendetwas besonders heraus, noch säuft es komplett ab. In jedem Fall merkt man aber einerseits die Begeisterung der Entwickler für das Franchise (allen voran die ersten beiden Filme), andererseits ist Resistance ein gutes Beispiel dafür, wie man aus sehr bescheidenen Mitteln das maximal-mögliche herausholen kann. Wer die Terminator-IP schätzt, schlägt zu, alle anderen FPS-Spieler bei einer entsprechenden Spieleflaute. Nur der Preis ist mit standardmäßig 40 Euro etwas hochgegriffen. Mit 25 Euro in den Midprice-Markt einzusteigen hätten es für das Gebotene auch getan.

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