Wie man an meinem Namen erkennen kann, habe ich vielleicht ein kleines bisschen zu viel Zeit, für meine Verhältnisse zumindest, in dieses Spiel gesteckt. Mit dem Ziel, irgendwann alle Waffen zu besitzen, begann meine Reise motiviert und voller Hype – doch sie endet vorerst bei Level 97, leider. Die letzten Level ziehen sich wie einfach wie Kaugummi, das ständige Grinden wird irgendwann mehr zur Pflicht als zum Spaß. Trotzdem: Ich kann es definitiv jedem empfehlen, vor allem, wenn man ab und zu mit Freunden zockt und das am besten gleich mit mehreren, glaubt mir. Dann wird es nämlich zu einem richtig spaßigen, manchmal sogar chaotischen Erlebnis, bei dem man gemeinsam lacht, flucht und sich gegenseitig in kleine Pixelreste sprengt.

Für 10 Euro bekommt man hier auf jeden Fall einiges geboten. Die Grafik ist schlicht, aber stimmig. Die Animationen passen super, die Waffenvielfalt ist groß und durch die Einstellungsmöglichkeiten kann man sich jedes Spiel neu gestalten. Aber genau da liegt auch ein Problem: Diese extreme Freiheit führt im Multiplayer leider oft zu Frust. Das Matchmaking kann man schon fast eine Katastrophe nennen– man klickt sich ewig durch Lobbys, nur um entweder in irgendwelchen XP-Farming-Runden zu landen in denen keiner wirklich spaß hat oder chattet. Oft dauert es mehrere Minuten, bis man überhaupt mal eine vernünftige Runde gefunden hat – und wenn man dann doch mal spielt, leaven einige Spieler vorzeitig. Strafen für vorzeitiges Verlassen? Nicht vorhanden. Und XP (Für die Waffen) gibt’s natürlich auch nur, wenn man bis zum bitteren Ende zuschaut – selbst wenn man schon nach der ersten Runde rausfliegt.

Was mich persönlich fast am meisten enttäuscht, ist der fehlende Kontakt zu den Entwicklern. Vorschläge aus der Community – teils gesammelt, übersetzt und mit Liebe zusammengetragen, bleiben unbeantwortet. Updates? Nach dem großen v1.0-Update im Jahr 2020 ist quasi Funkstille. Klar, das Spiel war jahrelang im Early Access, aber seit dem offiziellen Release hat sich kaum etwas getan – außer kosmetischen Kleinigkeiten oder winzigen Anpassungen, die kaum ins Gewicht fallen. Der einzige nennenswerte Lichtblick war ein neuer Spielmodus – aber selbst der war nach ein paar Tagen ausgeschöpft.

Wer ShellShock Live zum ersten Mal startet, wird mit hoher Sicherheit viele Stunden lang Spaß haben – ohne Frage. Bis Level 100 ist es dennoch ein spaßiges, kurzweiliges Game, mit Suchtfaktor. Aber alles darüber hinaus wird zur Geduldsprobe. Wer alleine spielt, wird schnell merken, dass der Grind, das fragwürdige Matchmaking und die nicht vorhandenen Updates den Spielspaß langsam aber sicher erdrücken. Und wer auf neue Inhalte oder Kontakt mit den Devs hofft, wartet wahrscheinlich ewig oder für immer.

Mit Freunden ist ShellShock Live definitiv ein super Spiel. Allein eher ein Frustspiel. Ich hab’s dennoch bis zu einem gewissen Zeitpunkt geliebt und trotzdem schleicht sich das Gefühl ein, dass aus diesem Spiel so viel mehr hätte werden können. Vielleicht passiert ja doch noch was. Falls nicht, bleibt ShellShock Live eben ein Spiel, das groß hätte sein können – aber sich selbst im Weg steht.