Die Fälle:
Auch der bekannteste Detektiv der Welt mit dem schönsten Schnäuzer war einst ein aufstrebender Police-Officer. Während seiner ersten Jahre konnte er zwar schnelle Erfolge feiern, jedoch währt die Hybris nicht lange: eine misslungene Aktion fordert einige Menschenleben und er wird strafversetzt, um in einer Kleinstadt wieder Fußarbeit zu verrichten. Dort wird er von einer jungen Mademoiselle Elizabeth um Hilfe gebeten: ein teures Goldarmband ist gestohlen worden. Schlimmer noch, ein einfaches Hausmädchen wird verdächtig. Ist es wirklich ein einfacher Raub, oder steckt hier mehr dahinter? Mon dieu, vielleicht ist alles sogar arrangiert? Hercule findet zwar die Auflösung, jedoch lernt er auch eine wichtige Lektion: die Wahrheit gewinnt nicht immer. Jahre später wird er von einer der Beteiligten, Mademoiselle Angeline, zu der Verkündigung ihrer Hochzeit eingeladen. Die Dame hat sich über die Jahre zu einer schlauen und großherzigen Frau entwickelt. Umso schlimmer ist es, dass sie mit angeblichen Familiengeheimnissen erpresst wird. Wer ist dafür verantwortlich? Noch schlimmer ist die Zusammensetzung der Gäste, welche sich untereinander auch nicht ausstehen können. Es gipfelt in einen Mord an einem Major. Hängen beide Fälle zusammen und wer war der Täter? Der Spürsinn von Herrn Poirot wird benötigt!

Die Tatorte:
Hercule Poirot bewegt sich zwar literarisch in verschiedensten Kreisen, in dem Spiel wandert er nur an zwei Orten umher: einerseits in der kleinen Sommerresidenz im Prolog und danach im großen Herrenhaus. Die Bereiche bzw. Räume werden im Laufe des Spiels freigeschaltet und können größtenteils stets wieder betreten werden. Das Herrenhaus besteht dabei historisch entsprechend aus Speisezimmer, der Lounge, Dienstbotenquartieren, den Wirtschaftsräumen, den Gästeräumen usw.

Die Gäste:
Neben den Hausangestellten und dem Liebespaar sind der Bruder des Bräutigams, die Mutter der Braut, ein Freund und eine Freundin der Familie, eine Journalistin, ein Gewerkschaftsführer und ein Industrieller geladen. Während aufgrund der Verlobung alle auf dem ersten Blick mit dem Paar feiern wollen, wird schnell klar, dass jeder -egal ob Gast oder Angestellter- ein Geheimnis verbirgt und gegen gewisse Personen einen Groll hegt. Die Variation an Charakteren und Hintergründen macht das Aufdecken der Geschichten durchaus interessant und schon früh existieren erste Verdächtigungen … doch sind diese belegbar?

Die Vorgehensweise:
Wie schon die ersten Sätze vermuten lassen, liegt hier kein Action-Adventure, wie in den neueren Sherlock Holmes Teilen, vor. Einen Großteil der Zeit unterhält sich Hercule mit Personen, untersucht in der isometrischen Ansicht die Umgebung oder zieht in seiner Mindmap Verknüpfungen. Ab und an gibt es ein kleines Rededuell, welches stets darauf abzielt, die geistige Verteidigung des Gegenübers zu überwinden und so weitere Hinweise erfahren zu können. Dieses Spielprinzip ist grundsätzlich nicht schwierig, jedoch mag diese ruhige Art einige Spieler abschrecken.

Die Gedankengänge:
Das Herzstück des Spiels ist die Mindmap von Hercule Poirot. Der beschnäuzte Detektiv sammelt in Gesprächen und im Herrenhaus Hinweise und Indizien und legt diese gedanklich in einer Übersichtsstruktur ab. Dem Spieler wird es nun überlassen, Verknüpfungen zwischen diesen Hinweisen zu ziehen bzw. um Schlussfolgerungen zu treffen. Gewisse Schlussfolgerungen können dabei wieder neue Knotenpunkte sein und so ergibt sich nach und nach zu allen Fragestellungen ein Gesamtbild und eine hoffentlich hilfreiche Lösung. In den Spieloptionen lässt sich eine Hilfe einstellen, welche nach wenigen Fehlversuchen aktiviert wird und den jungen Hilfsdetektiv unterstützt.

Der Fallabschluss:
Wer ein Action-Spiel mit Verfolgungen und offensichtlicher Spannungselementen sucht, sollte einen weiten Bogen um das Spiel machen. Ist man jedoch ein Fan der Agatha Christie-Romane bzw. interessiert sich an einer historischen Milieu-Studie mit tiefsinnigen Hintergründen, so kann ich dieses Spiel nur jedem ans Herz legen. In den knapp 15 Stunden hing ich allen Beteiligten an den Lippen und war interessiert, ob die neuen Hinweise hilfreich sind. Denn eines lässt sich sagen: „Nichts ist so, wie es anfangs scheint“. Dazu gesellt sich noch die spitzfindige Art des Herrn Poirots, was dem Ganzen Spiel die Kirsche aufsetzt.

Youtube (Let’s Play): Playlist von Elandirthor

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