Bis zum Mond und zurück!
Fast genau 4 Jahre ist es her, seit dem die fleißigen Entwickler von Blue Byte den umstrittenden fünten Teil der Anno-Serie veröffentlichten. Zum ersten Mal wagte man sich hierbei in die naheliegende Zukunft, und zwar in das Jahr 2070.
Auch jetzt setzen Ubisoft und Blue Byte auf ein weiteren futuristischen Nachfolger, denn es geht knapp 150 Jahre weiter in die Zukunft. Die Bedrohung der Erde durch Verschmutzung und Überforderung ihrer Ressourcen ist längst vergessen, und die Menschheit besteht nun auf die Nachhaltigkeit ihres Handelns. Wobei es im Vorgänger im Vordergrund stand, dass wir unsere Umwelt nicht mit Fabriken und Plantagen zerstören, gilt es jetzt den nie endenen Bedarf nach Energie unserer Zivilisation zu stillen und diese auf dem ca. 300.000 Kilometer entfernten Mond zu schöpfen.

Wie spielt sich Anno 2205?
Anders als in 2070 müssen wir uns nicht für eine Fraktion entscheiden, mit der wir uns ins Spiel wagen wollen, sondern gründen kurzerhand unseren eigenen Global Player, was überhaupt keinen Einfluss auf den Spiellauf hat, letztendlich lässt uns Blue Byte nur einen winzigen, kreativen Spielraum, mit eigenen Firmennamen und dem entsprechenden Logo.
Anschließend stehen wir vor der herausfordernen Aufgabe uns zwischen drei vorgefertigten Start-Regionen zu entscheiden. Dann noch der Schwierigkeitsgrad eingestellt und schon kann man sich ins Endlosspiel hineinwerfen. Fraglich bloß, ob man dies so nennen darf, denn Anno 2205 setzt hierbei einen ganz andere Akzent und kombiniert die Kampagne gleich mit dem Endlosspiel. Diese hybride Form mag für den Anno-Veteran minimal unangenehm sein, letztendlich kann man noch selbst entscheiden, ob man der Kampagne folgen möchte oder nicht.
Dennoch verhelfen die Missionen weitere Regionen in den einzelnen Phasen freizuschalten. Etappenweise, und über einen kleinen Umweg in der Arktis, setzt unsere Firma Fuß auf den unerwartet belebten Erdtrabanten. Ganz genau! Wir sind Dank Neil Armstrong sowieso nicht die Ersten, und durch die Kolonisation des Mondes auch nicht die Einzigen, bloß haben sich Teile des Mondes, zum Bedauern der Erdbewohner, als Selbstständig erklärt und stehen seit her im Konflikt mit ihren Vettern. Zu direkten Außeinandersetzungen kommt es trotzdem in keiner von den eigenen Regionen, stattdessen wird unsere Marine in Gebieten geschleust, in denen es auschschließlich um die Zerstörung vorgegebener Ziele geht. Jede siegreiche Außeinandersetzung wird anschließend mit seltenen Ressourcen belohnt, welche wir für Module an unseren Produktionsstätten benötigen. Somit wird die Produktion von Gütern immer weiter augedehnt, sodass uns ein globales und orbitales Handelsnetzwerk zur Verfügung steht.

Fazit
Als ganz großer Fan der Serie ist es sehr schwer nicht gleich allzu enttäuscht zu werden. Die Umsetzung ist keinesfalls schlecht, allerdings neu und für den konservativen Anno-Spieler zunächst mal ein Schock. Viele Quellen versprachen zunächst ein anderes, vor allem viel größeres Anno. Was vielleicht stimmen mag, aber die festen, vorgefertigten Maps grenzen die 'Freiheit', die einige versprachen, relativ ein.
Schade auch, dass die Handelswege weniger Bestandteil des Spiels geworden sind. Um mich klar auszudrücken, sie sind definitiv da und auch wichtig, spielen sich aber komplett auf der strategischen Karte ab und sind im richtigen Spiel nicht mehr wahrnehmbar. Im Grunde steht je Region immer nur ein Fahrzeug zur Verfügung, welches für Quests oder der Erschließung der Nachbarinsel erforderlich ist.
Genug des Schlechten, Anno 2205 hat durchaus seine Stärken! Grafikliebhaber sind herzlich eingeladen sich mit 2205 zu vergnügen, hier haben die Entwickler mit ihrem hauseigenen Engine wieder allerhand geleistet! ZUM ERSTEN MAL haben sie es auch geschafft die Bewohner einer Metropole im richtigen Größenverhältnis zu ihren Behausungen anzupassen! Und weitere Details lassen nur erhoffen, dass es in weniger als 200 Jahren auch so aussehen wird.
Schön das man auch den Schritt ins Weltall gewagt hat. Allerdings ich mir vorgestellt habe aus der Landschaft in luftige Höhen und ins All hinaus zu zoomen, ähnlich wie beim Eintauchen in die Tiefsee bei 2070. Die strategische Karte hier ist eine kostengünstige, aber langweilige Lösung.
Im Ganzen kann ich mich persönlich aber nicht mit dem Spiel anfreunden. Selbstverständlich werde ich mich noch einige Zeit daran vergnügen, doch steht nach rund 10 Stunden fest, dass ich das Meiste in meiner gestarteten Runde erreicht habe. Tatsächlich würde ich Anno - 2205 mit ausreichend benoten, da mir das hier nicht möglich ist, kann ich es leider nur negativ bewerten. Die neuheiten sind nett, was aber nicht wett macht, dass der Hauptbestandteil der Vorgänger völlig herausgeschnitten wurde. Die angekündigten DLCs versprechen da einiges zu verbesser, blöd, dass man dafür wieder extra zahlen muss. Dazu noch mal, überschaubarer, meine Eindrücke zusammengefasst:


PRO

• atemberaubende, detallierte Grafik
  
• zahlreiche Bevölkerungsstufen, mit vielen Nutzgütern
  
• weite Produktionsketten
  
• vorgefertigte weite Karten mit großzügiger Fläche zum Bebauen
  
• leicht erstellbare Handelsrouten

CONTRA

• Regionen sind ausschließlich über die strategische Karte zu erreichen (Inklusive kleiner Wartezeiten!)
  
• Militär fast komplett beseitigt und Kampfhandlungen auf spezielle Regionen eingeschränkt
  
• wieder einmal kein Mulitplayer (vielleicht auch nicht jedermanns Sache)
  
• Sandbox Mode nicht vorhanden, zudem sind random erstellte Maps nicht vorhanden
  
• Interaktion mit Schiffen ist stark eingegrenzt (bis auf die Militärfregatten in den jeweiligen
  Konfliktzonen)
  
• angesprochende Kriterien werden auf die kommenden DLCs vertröstet (Bitte mal ein vollstädniges Game?)

Man kann nicht ausschließen, dass es bei 2205 zu arg unterschiedlichen Meinungen kommt, doch als Fan finde ich es äußerst Schade, dass ich Anno nicht weiterempfehlen würde zumindest ohne die angekündigten DLCs nicht! Für Fragen, sowie konstruktiver Kritik stehe ich gerne zur Verfügung, auch im Falle das mir positive oder negative Standpunkte nicht aufgefallen sein sollten!

Euer Chippy x3 (Rin Okumura)