In Anbetracht, dass ich vor nicht allzu langer Zeit die Marke von 1.000 Stunden im Spiel geknackt habe, könnte sich durchaus eine Review anbieten.

Elder Scrolls: Legends erfindet das Rad von virtuellen Kartenspielen nicht neu und ist bei manch Mechaniken und der Aufmachung sichtbar von Hearthstone inspiriert. Dessen Umfang erreicht das Spiel allerdings nicht und ist auch weit entfernt von der Komplexität, die beispielsweise Gwent anbietet. Daher sollte man keine allzu hohe Erwartungshaltung an den Titel stellen - von der Spitze des Genres ist Legends spürbar entfernt.

Dennoch lohnt es sich, Zeit in das Spiel zu investieren - insbesondere dann, wenn man ein Fan des Elder Scrolls-Hintergrundes ist. In der mittlerweile umfangreichen Bibliothek an Karten finden sich allerlei Völker, Gegenstände und Ereignisse, die der geneigte Spieler aus den anderen Elder Scrolls-Spielen - inklusive Elder Scrolls Online - kennt. Daher dürfte jeder den einen oder anderen nostalgischen Moment verleben, wenn er auf eine Karte aufmerksam wird, die ihn an ein Erlebnis aus einem anderen Spiel erinnert. Auch eine gute Prise Humor findet sich beim Kartendesign, die an längst legendär gewordene Memes erinnert - so findet sich der Pfeil im Knie ebenso wie die umstrittene Pferderüstung aus Oblivion.

Die einzige Mechanik, die Legends von den gängigen Konkurrenten abhebt, sind die Runen, die jedem Spieler zur Verfügung stehen. Wird eine solche durch Verlust von Lebenspunkten zerstört, zieht der jeweilige Inhaber eine zusätzliche Karte. Sofern diese Karte über das Attribut Prophezeiung verfügt, kann sie sofort und ohne Einsatz von Ressourcen ausgespielt werden. Oftmals kann dadurch eine Partie noch in eine andere Richtung gelenkt oder eine drohende Niederlage bestenfalls in einen Sieg umgebogen werden. Allerdings basiert auch diese Mechanik auf einem Glücksfaktor, da der Spieler keinen direkten Einfluss darauf hat, welche Karten mit den Runen verknüpft werden. Daher ist deren Vorteil nur sehr bedingt kalkulierbar, sofern man nicht gezielt auf Prophezeiungen im eigenen Deck setzt.

Durch den Faktor Glück, der sich insbesondere auf die gezogenen Karten beider Spieler auswirkt, können manche Begegnungen sehr frustrierend ausfallen - selbst wenn das eigene Kartendeck eine ordentliche Balance und Synergieeffekte aufweist. Frustration kann sich auch beim Matchmaking der Ranglisten-Partien einstellen. So kommt es regelmäßig vor, auf Spieler zu treffen, die sich nicht auf der gleichen Ranglisten-Stufe befinden, sondern zwei darunter oder darüber. Nachvollziehbar ist das zu Grunde liegende System leider nicht.

Legends ist als Free-to-Play-Titel darauf ausgelegt, Spieler zu Echtgeld-Transaktionen zu animieren. Ich habe mich allerdings zu keinem Zeitpunkt dazu gedrängt gesehen. Kartenpakete lassen sich mit Ingame-Währung kaufen und Edelsteine ermöglichen die gezielte Herstellung von Karten (auch deren jeweiliger Premiumversion). Durch regelmäßig stattfindende Events kommt jeder Spieler recht zügig zu weiteren Kartenpaketen, mit denen das eigene Deck erweitert werden kann. Neue Karten werden seit einiger Zeit allerdings nur durch die Abrechnungen der monatlichen Ranglisten-Platzierungen hinzugefügt - eine neue Erweiterung lässt auf sich warten. Ob das etwas auszusagen hat, wage ich nicht zu beurteilen.

Elder Scrolls Legends lässt sich ohne Weiteres empfehlen, sofern man virtuelle Kartenspiele mag, die Ecken und Kanten haben. Eine gewisse Frusttoleranz braucht es auch bei diesem Spiel, aber schlussendlich überwiegen die spaßigen Momente beim Sammeln, Ausprobieren und Spielen die negativen Erlebnisse, denen man begegnet. Fans der Elder Scrolls-Welt kommen - wie bereits angemerkt - so oder so auf ihre Kosten!