Wuppe hier einfach mal ein Mafia-2-Review online, das ich kurz nach Release anno 2011 basierend auf der PS3-Fassung getippt hab:

„Welcome to Empire Bay!“ – So wird Vito Scaletta in seiner neuen, amerikanischen Heimat zu Beginn des Spieles von einem schlichten Banner an einer Brücke begrüßt. Gerade eben ist er mit seiner Familie aus Sizilien ausgewandert, um der Armut in der alten Heimat zu entfliehen und den amerikanischen Traum am eigenen Leib zu erfahren. Allerdings lässt der erwartete Wohlstand erst einmal auf sich warten. Deshalb versuchen Vito und sein neuer, bester Kumpel Joe Barbaro, ihren finanziellen Durst mit kleineren Raubzügen, vorzugsweise in den Juweliermeilen der Stadt, etwas zu stillen. Dass das nicht lange gut gehen kann, war abzusehen und so wird Vito von den Gesetzeshütern geschnappt und vor eine schwerwiegende Wahl gestellt: entweder wandert er für ein paar Jahre ins Kittchen oder er meldet sich freiwillig als Rekrut für die Truppen der US-Army im Zweiten Weltkrieg, in dessen Zeit die Handlung spielt. Er entscheidet sich für das Militär, bringt den Dienst an vorderster Front hinter sich und kommt nach dem Krieg wieder nach Empire Bay zurück. Dort muss er feststellen, dass sich die Stadt während seiner mehrjährigen Absenz sehr verändert hat. Doch sein Kumpel Joe, der inzwischen einige Kontakte zur örtlichen Mafia knüpfen konnte, hilft ihm, wieder Fuß zu fassen und außerdem die Schulden seines Vaters zu begleichen. Er besorgt Vito kleinere Jobs, bestehend aus Überfällen oder Erpressungen, um schnell das nötige Kleingeld zu verdienen. Immer mehr findet Vito Gefallen an schnellem Geld, heißen Schlitten und nicht minder heißen Damen, die sich in Nachtclubs oder Lokalen nur zu gerne mit reichlich Champagner bezirzen lassen. Und so beginnt die ereignisreiche Mafiakarriere des Vito Scaletta…

Damit wäre die storytechnische Grundlage des Action-Knallers Mafia 2 gelegt. Hört sich nach einer typischen Gangstergeschichte an – und ist es im Prinzip auch. Allerdings leidet der Spielspaß keinesfalls an der zwar relativ vorhersehbaren, aber dennoch gut und spannend erzählten Handlung. Einen großen Teil des Spaßes stellt nicht nur die Beinahe-Open-World, sondern auch die fantastische Aufmachung der fiktiven Großstadt Empire Bay dar. Während der einzelnen Storykapitel ist die Stadt frei befahr- und erkundbar. Nach dem Abspann lässt der erwartete und für Spiele solcher Art eigentlich auch typische „Freies-Herumfahren-und-Quatsch-machen“-Modus allerdings auf sich warten, was ziemlich schade ist. Gern wäre man noch weiter in der Stadt herumgeheizt und hätte sich kleinen Nebenmissionen hingegeben. Viel mehr als Verfolgungsjagden mit der Polizei und Sammelgegenstände findet man sowohl während als auch nach der Hauptgeschichte kaum, denn Nebenmissionen à la „GTA“ oder „Red Dead Redemption“ sucht man vergebens. Schade, denn so hält sich der Drang in Grenzen, in seiner schicken Limousine weiter durch die wunderbar designten Straßen von Empire Bay zu heizen. In diesem Punkt verschenkt Mafia 2 einiges an Potential.

Technisch gibt es hingegen fast nichts auszusetzen. Das fiktive Empire Bay strotzt an jeder Straßenecke nur so vor Details: Oft strahlen Leuchtreklamen an den Häuserfassaden ihr halogenes Licht in die Straßenschluchten der Großstadt. Vereinzelt kommen Passanten bei schneebedeckten Gehwegen ins Rutschen und können sich gerade noch so an einem zugeschneiten Wagen vor dem schmerzhaften Sturz auf den Aspahlt retten. Auf den Straßen fahren originalgetreu nachgebildete 50er Jahre Karossen, aus denen amerikanische Blues und Jazz-Klassiker tönen. Sollte schlechtes Wetter die Sicht durch die Windschutzscheibe trüben, bewirkt ein Abstecher bei einer der Waschstraßen wahre Wunder und das Gefährt glänzt danach wie frisch ausgeliefert in der Sonne. Man könnte dutzende solcher Feinheiten aufzählen, denn der Detailgrad ist enorm und man kommt bei seiner Spritztour durch Empire Bay regelmäßig ins Staunen. Allerdings leidet, auf Konsolen kaum vermeidbar, die Framerate unter der Detailverliebtheit. Ständig wird der überaus positive Gesamteindruck von unschönen Rucklern und Tearing getrübt. Das ist, besonders zu Beginn des Spiels, noch sehr ärgerlich, allerdings wird man im Laufe der Zeit so in das 50er Jahre Feeling und die knallharte Mafiawelt gesogen, dass die wenigen technischen Unzulänglichkeiten zunehmend in den Hintergrund rücken.
Und für alle Liebhaber klassischer Musik gibt es, wie bereits angerissen, auch ordentlich was auf die Ohren: Mafia 2 wartet mit über 100 Songs aus den 40er und 50er Jahren auf. Gepaart mit den realistischen Waffensounds, dem melodischen Dröhnen von mehrzylindrigen Motoren und den wunderbar authentischen Umgebungsgeräuschen, wie aufs Autodach prasselnder Regen oder quietschende Reifen, erlebt jeder Gamer ein spielbares Klangerlebnis der Extraklasse.

Fazit: Mafia 2 fängt das Flair einer amerikanischen Großstadt in der Mitte des 20. Jahrhunderts perfekt ein. Die knapp 10 stündige Story wird interessant erzählt, auch wenn sie stellenweise sehr vorhersehbar abläuft. Technisch überzeugt das Spiel auf voller Linie, abgesehen von Rucklern und Kleinigkeiten wie Tearing oder stellenweise matschigen Texturen. Auf eine, auch nach Spielende, frei erkundbare Open-World mit etwaigen Nebenmissionen muss man aber leider verzichten.

Wer allerdings auf Mafia-Action in einer wunderbar designten amerikanischen Fiktiv-Metropole steht, wird mit dem, mittlerweile für einen relativ schmalen Taler zu habenden Spiel seine helle Freude haben.